Freier Eintritt für Stadionbesucher?

Warum denn nicht!

 

Gestern sorgte eine Meldung für einen Paukenschlag, der vielleicht für den gesamten Profifußball noch einen fetten Nachhall sorgen wird.

Zuerst dachte ich: "Du hast dich verlesen!", aber dann kamen immer mehr Meldungen hinzu und der Bericht nahm langsam Konturen an...tolle Konturen.

Fortuna Düsseldorf will mittelfristig zu einigen Spielen in der kommenden Saison Zuschauer kostenlos ins Stadion lassen und langfristig diese Methode komplett etablieren! BÄMM!

Was sich für Hardcore-/Old-School-Fußballfans wie ein Traum anhört, wird vom Traditionsverein aus der Landeshauptstadt konkret vorangetrieben.

In der Saison 2023/2024 soll es drei oder vier Heimspiele geben, die über Sponsorengelder so finanziert werden sollen, dass man alle Zuschauer kostenlos ins Stadion gehen lassen kann. Das wären immerhin knapp 54.000, die ins ehemalige "Rheinstadion" passen. 

Mittlerweile wird diese Nachricht nicht mehr nur noch im Internet oder in den Printmedien veröffentlicht. Nein, im Radio und auch im Fernsehen wird immer mehr darüber berichtet, was die weitreichenden Folgen, sollte diese Methode für eine komplette Saison umgesetzt werden, nur ansatzweise andeutet!

 

Was aber würde das für die Fans bedeuten und für die Zukunft des Stadionbesuches? 

In den nächsten Tagen und Wochen werden sich wieder viele "Fachleute" zum diesem Vorstoß von Fortuna äußern und jeder wird groß, wie breit erklären, warum die Düsseldorfer hier Gutes oder Schlechtes tun, aber wie sehen wir Fans diese Vorgehensweise.

Gestern habe ich in Twitter zum Beispiel viele Tweets gelesen, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben, wobei es auch die gab, die sich darüber lächerlich gemacht haben. Sorry, aber die Leute dahinter kann ich nicht ernst nehmen, haben sie doch die Tragweite des Ganzen nicht ansatzweise erkannt.

Seit Jahren protestieren und meckern wir gegen die Kommerzialisierung des Profifußballs und dann geht ein Verein her, schlägt etwas vor, um diesem Trend ein wenig Einhalt zu gebieten und der gemeine Fußballfan macht sich lustig darüber. 

Wir müssen uns nicht darüber unterhalten, dass eine Menge Probleme gelöst und eine Vielzahl von Steinen aus dem Weg geräumt werden müssen, bevor der Vorschlag der Fortunen wirklich in die Tat umgesetzt werden kann:

 

Was ist mit den Dauerkarteninhabern?

Wäre das gesponsorte Geld nicht vorteilhafter für die sportliche Ausrichtung?

Welche Auswärtsfans bekommen wie viele Tickets?

Ist eine solche Praxis auf viele Spielzeit gesichert?

Würden alle Vereine mitmachen?

 

Es gehört viel Innovation dazu, eine solche Maßnahme in die Praxis umzusetzen, aber wenn es nicht ausgesprochen wird, wird die dazugehörige Innovation gar nicht erst geboren! Jeder Weg (jedes Projekt) beginnt mit dem ersten Schritt und man wird sehen, wie weit wir gehen können.

Letztendlich ist Fortuna Düsseldorf zwar ein sehr beliebter Verein, aber wir wissen alle, dass deren Stadion nur dann voll ist, wenn entweder ein absolutes Spitzenspiel ansteht oder die Fortuna oben mitspielt. Und wenn das alte "Rheinstadion" mit 30.000 Zuschauern gefüllt ist (was ich für die 2. Liga einen hervorragenden Schnitt halte), fühlt sich das leerer an, als in anderen Stadien mit gleicher Kapazität. Vereine, die einen Zuschauerschnitt von 50.000 und mehr haben, weisen darauf hin, dass sie die vorgeschlagene Maßnahme gar nicht nötig haben, weil ihnen die Fans die Bude einrennen. Da hat man nicht viele Argumente gegen.

Trotzdem glaube ich, dass man den ganzen Geldgeiern in den Arsch treten könnte, wenn man allgemein über Maßnahmen nachdenkt, die das Spiel den Fans Stück für Stück zurückgeben. Die WM in Qatar war der bisherige, unrühmliche Höhepunkt einer Entwicklung, die Stadiongängern/Hardcore-Fans den Spaß am Fußball nehmen. DAS ist übrigens eine Tendenz, die ich teilweise auch bei mir festgestellt habe.

Als in der Corona-Pandemie alle zu Hause bleiben mussten und über zwei Jahre lang kein Heimspiel Borussias sehen konnten, hat der eine oder andere gemerkt, dass ein Leben ohne den VfL möglich ist. Ich persönlich kenne zwei Leute, die überragende Borussiafans sind, die nicht mehr kommen, weil sie keinen Bock mehr auf diesen ganzen Geld- und Machtmist haben. Sie haben beide Hobbys kennengelernt, bei denen die Ehrlichkeit eine wesentlich größere Rolle spielt und niemand ihnen vorschreibt, was sie wann und wo zu tun haben. So traurig ich auch über den Verlust war...ich konnte/kann sie verstehen. Ich kann das nicht, werde es auch nicht tun, aber beim letzten Heimspiel gegen Union habe ich gemerkt, dass mich das Spiel an sich nicht mehr richtig mitgerissen hat. Das liegt oder lag natürlich auch an dem unansehnlichen Spiel unserer Borussia, aber auch daran, dass ich den Eindruck habe, dass in unserem Verein mehr Sorge um den schnöden Mammon aufgebracht wird, als um die sportliche Entwicklung...und Corona mussten alle überstehen.

 

Somit bleibt abschließend für mich das Fazit, dass ich den Fortunen aus Düsseldorf Beifall klatsche, dass sie sich entschieden haben, diesen ersten Schritt zu tun. Was daraus wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht voraussehbar, aber es beruhigt mich ein bisschen, dass vielleicht doch in der einen oder anderen Führungsetage die Fans als das wahr genommen werden, was sie sind - die Seele des Stadion!

 

Bericht in "Faszination-Fankurve"

 

Berichte beim "WDR"

 

Bericht bei "Kicker online"