Warum ich bei Schwarz-Gelb Rot sehe…

 

In der Regel ist es so, dass man sich in den sehr frühen Kinderjahren dafür entscheidet, Fußballfan zu werden. Das Interesse für den Sport wird meist durch den Vater geweckt, der sich jede TV-Fußballübertragung anschaut und im besten Fall sogar regelmäßig ins Stadion geht. Früher war es auch noch so, dass die Freunde auf der Straße gespielt haben und man voller Begeisterung mitgekickt hat. Heute ist es dann wohl eher die PlayStation und das neue "FIFA"-Spiel, welches die Leidenschaft für diesen wunderbaren Sport weckt.

Euer werter Schreiber gehört noch zur Straßengeneration und speziell in den Schulferien war es oftmals so, dass ich morgens aus dem Haus ging, kurz zum Mittagessen wieder einlief, danach wieder raus und dann bis abends draußen.

Dazwischen?

Fußball spielen, kicken, pengen, pöhlen oder wie man das in den verschiedenen Gegenden unserer Republik nennt.

In der Regel wird in dieser Zeit auch die Sympathie für einen bestimmten Verein geweckt und auch hier gibt es verschiedene Gründe. Wenn die Fußball-Leidenschaft durch den Vater oder Opa geweckt wurde, ist es meist der Club, für den diese auch die Daumen drückten. Gerade bei Verwandten, die den kleinen Fan mit ins Stadion nehmen, wird die Sucht nach einem bestimmten Verein genau dort in die Wiege gelegt und selten legt man diese Clubliebe wieder ab.

 

Bei mir waren es die Freunde, die mir gezeigt haben, dass man eine wichtige Stellung in der eigenen Clique einnimmt, wenn man einen Verein hat, über den man Montags diskutieren bzw. ihn vor den Angriffen der anderen Klugscheißer (man selber wusste natürlich genau, wie der Hase lief) verteidigen konnte oder dessen Stars man in den täglichen, eigenen Spielen formvollendet kopierte…aber hier bildete sich dann auch meine erste Abneigung gegen einen Verein.

Denn sind wir doch einmal ehrlich uns selbst gegenüber, am Anfang hat man keinen Club, den man nicht leiden kann. Alles wird gierig aufgesogen, was mit Fußball zu tun hat und dabei ist es vollkommen egal, ob der andere Verein aus derselben Stadt ist oder der Club der Nachbarstadt.

Meine damaligen Freunde, Alter 11-14 Jahre, waren fast alle Bayernfans und da die Bajuwaren schon in den 1970er-Jahre sehr erfolgreich waren, musste ich mir immer wieder anhören, welche tolle Spieler die hatten. Gleichzeitig waren meine Eltern, hier speziell meine Mutter, komplett gegen die Münchner und das zusammen waren Gründe, den FC Bayern von Anfang an nicht zu mögen.

Als dann nachher die aktive Stadionzeit startete, war es lange dieser Verein, der sich meiner gesamten Abneigung sicher sein konnte. Der 1. FC Köln war zu dem Zeitpunkt nur einer von vielen Vereinen, die man zwar nicht leiden konnte, aber diese große Ablehnung, wie sie die Geißbockfanatiker heute bei mir genießen, gab es damals nicht.

Das galt übrigens auch für alle anderen deutschen Vereine außer sie spielten gerade gegen uns, da war noch richtig Dampf auf dem Kessel und man hasste (ein Wort, welches ich eigentlich nicht mehr nutzen möchte, aber die Tatsache, dass man damals den jeweiligen Gegner wirklich gar nicht mochte, macht es gerade hier 'mal notwendig) alles, was mit diesem Club zusammenhing. Aber ansonsten gingen einem die anderen Vereine am Allerwertesten vorbei.

Übrigens gab es seit 1976 einen internationalen Verein, den ich bis heute nicht ansatzweise leiden kann und der für mich DER Betrugsclub überhaupt ist…Real Madrid!

 

Das mit den deutschen Vereinen änderte sich dann in den 1990er-Jahren, denn ein Verein stieg bei mir in diese "Real-Madrid-Blase" auf…der BVB 09 Dortmund!

Es gab viele Gründe für meine, bis heute anhaltende, große Abneigung gegen die schwarz-gelben aus Westfalen und ich versuche die wichtigsten Gründe aufzulisten:

 

1.) Die unglaubliche Arroganz und Überheblichkeit der Fans

Wenn man sich in den letzten zehn bis zwanzig Jahren mit einem BVB-Fan unterhalten hat, weisen diese immer sehr gerne auf die unwahrscheinlich tolle Stimmung und die super Zuschauerzahlen im "Westfalenstadion" hin.

Gleichzeitig tun sie so, als wenn das immer schon so gewesen wäre und das Dortmunder Publikum eigentlich in jeder Saison mit unglaublicher Leidenschaft den BVB unterstützt hätte.

Wisst ihr, was das ist? Bullshit!

Natürlich will ich hier gar nicht verhehlen, dass der BVB mittlerweile ein sehr beliebter Verein ist, der seine Fans aus ganz Deutschland rekrutiert, aber das ist erst so seit der Saison 1988/1989.

Damals waren die Dortmunder das erste Mal seit 1965 wieder ins DFB-Pokalfinale eingezogen und hatten auch in der Bundesliga wieder erfolgreicher gespielt (Platz 7). Nur drei Jahre vorher war der Verein ganz knapp der absoluten Katastrophe von der Schippe gesprungen, weil man gegen Fortuna Köln nur durch die Relegation in der Bundesliga geblieben war und das auch noch in der allerletzten Sekunde.

Fakt ist, dass die Dortmunder eigentlich ein Stadion besaßen, welches mehr Zuschauer im Schnitt verdient hatte, denn obwohl das "Westfalenstadion" schon seit 1974 ein Fassungsvermögen von 54.000 Plätzen aufwies, kamen zwischen 1974 und 1989 nur ein einziges Mal mehr als 30.000 im Schnitt.

Als die wahre Borussia in der Saison 1982/1983 am letzten Spieltag in Dortmund aufschlug, ging es für den BVB um den Einzug in den UEFA-Pokal. Bei einem Heimsieg wäre der Club im internationalen Wettbewerb gewesen. Trotz dieser Ausgangslage (für Borussia ging es um nichts mehr) verloren sich lediglich 16.000 Zuschauer, von denen auch noch knapp 1000 Rautenträger waren.

Der BVB war also alles andere als der Kultclub, für den sie sich heute so gerne halten und irgendeine "wahre Liebe" war damals auch nicht festzustellen.

Umso schlimmer, wenn dann heute vom "German Classico" geredet wird, wenn der BVB auf die Bayern trifft. Natürlich ist es ein Spiel zweier Traditionsvereine, aber bis in die 1990er-Jahre haben sich die Bayern für Dortmund kaum interessiert, es ging einfach nur darum, wie hoch sie gewinnen…nicht mehr und nicht weniger. Daraus einen "Classico" zu machen, grenzt fast an Blasphemie.

Leider vergessen die Horden von schwarz-gelben Kunden das gerne allzu oft oder, was vermutlich eher zutrifft, wissen sie das gar nicht. Umso schlimmer, dass sie so tun, als wenn der deutsche Clubfußball rund um den BVB aufgebaut worden wäre.

 

2.) Der Club, der die Lizenz nicht verdient hatte!

Für diesen Punkt musste ich richtig tief in die BVB-Geschichte der Jahre 2003-2007 eintauchen, denn meine überaus große Abneigung gegen den Club fußt vor allem auf diese Geschichte.

Zwei Journalisten der "Süddeutschen Zeitung" (Freddie Röckenhaus) und des "Kicker" (Thomas Hennecke) fanden im Jahr 2003 heraus, dass es verschiedene finanzielle Aktionen der BVB-Vereinsführung gab, die als merkwürdig bezeichnet werden konnten. Darunter zum Beispiel eine 20%-Lohnkürzung für die Profis.

Daraufhin gab es eine denkwürdige Zusammenarbeit dieser beiden Journalisten und sie brachten einen Finanzskandal beim Vorzeigeclub aus dem Ruhrgebiet zutage, der bis heute seineszeichen in der Bundesliga sucht.

Da es im Netz genügend Lektüre dazu gibt, möchte ich die gesamte Angelegenheit in aller Kürze hier aufzählen. Die Links für die Leser dieses Beitrags, die sich etwas genauer darüber informieren wollen, findet Ihr unter diesem Bericht.

Fakt ist, dass die Vereinsspitze, hier in persona des damaligen Präsidenten Niebaum und des Managers Michael Meier, sich finanziell so übernommen hatten, dass der BVB kurz vor dem finanziellen Kollaps stand. Mit über 100 Millionen Euro standen die Dortmunder damals in der Kreide und nur verschiedene Good-Will-Aktionen der damaligen Gläubiger, Aktionäre und der Stadiongesellschaft war es zu verdanken, dass die Schwarz-Gelben heute überhaupt noch existieren.

Und obwohl wirklich alle Fakten auf dem Tisch lagen und klar war, dass der BVB getrickst, betrogen und verschoben hatte, bekam er damals von der "DFL" die Lizenz für die Bundesliga.

Es gab nicht wenige Experten aus dem Sport, dem Verband und auch aus dem Finanzsektor, die der "DFL" geraten hatten, dem Club die Lizenz nicht zu erteilen. Diese jedoch hatte seine eigenen Pläne, sodass mit fadenscheinigen Argumenten die Expertenmeinungen zur Seite geschoben wurden und der Verein die Spielberechtigung der höchsten deutschen Fußball-Liga trotzdem erhielt.

Für mich ausschlaggebend für die verlogene Politik der "DFL", die ihre schützende Hand über das "arme Schäflein BVB" gehalten hatte, war dann eine andere Tatsache, die jedoch nur kurz beleuchtet wurde und dann später kaum noch erwähnt wurde.

Der BVB hatte in seinen Lizenzunterlagen für die Jahre 2003 und 2004 Einnahmen aus dem Europapokal angegeben, ohne überhaupt zu wissen, ob dieser in der angegebenen Form erreicht werden konnte.

Wie?

2003 hatte Dortmund die direkte Teilnahme an der "Champions League" am letzten Spieltag verspielt, mit einem 1:1 gegen den schon feststehenden Absteiger Cottbus. In der darauffolgenden CL-Quali schied man gegen den FC Brügge aus und musste sich mit dem nicht so lukrativen "UEFA-Pokal" begnügen, was natürlich einen großen finanziellen Verlust mit sich brachte.

Ein Jahr später erspielte sich der BVB in der Bundesliga nur die Berechtigung für die Qualifikation zum "UEFA-Pokal" und wiederholte seinen Lapsus. Man schied sang- und klanglos schon in der zweiten Runde gegen FC Sochaux aus, was wieder ein erhebliches Loch in die Finanzen des Vereins riss.

So weit, so schlecht, denn was kaum bekannt ist…der BVB hatte das eingerechnete Geld schon in teure Spieler investiert, welche die Qualität des eigenen Kaders zwar um einiges verbesserten, aber eigentlich gar nicht zu finanzieren gewesen wären, da die Gelder des Europapokals fehlten!

Auf gut Deutsch: Die 09er haben Geld ausgegeben, was sie gar nicht besaßen, wenn auch durch eigene Doofheit!

Daraus ergibt sich dann eben auch ein Rattenschwanz, denn weil man trotz dieser Lizenzverfehlungen in der Bundesliga spielen durfte, wartete man mit einer wirklich sehr guten Mannschaft auf. Andere Vereine, die rechtschaffend gewirtschaftet hatten, konnte diese sportliche Qualität nicht aufbieten und stiegen ab. Genannt sei hier vor allem der SC Freiburg, der trotz seiner soliden Arbeit am Ende abgeschlagen abstieg. Aber auch die einzig wahre Borussia wurde nur 15….der BVB jedoch siebter.

Oder anders gesagt, die 16 Punkte, die der BVB gegen die letzten vier der Tabelle gewonnen hatte, waren eine sportliche Unfairness allererster Güteklasse.

Dass es in der Vergangenheit andere Vereine gab, die für weniger Vergehen als die des BVB, keine Lizenz für den Profifußball bekamen, ist dann nur noch eine Randnotiz. Erwähnen möchte ich da Dynamo Dresden, die 1995 Schulden in Höhe von ca. zehn Millionen Mark (knapp fünf Millionen Euro) hatten und die Lizenz für beide Profiligen nicht bekam. Aber auch bekannte Vereine wie 1860 München, Kickers Offenbach oder Rot-Weiß Essen gehören zu dieser DFB-/DFL-Politik der Ungerechtigkeit.

Aber dem ach so traditionsreichen BVB durfte man ja nicht verlieren, also durchgehen lassen, koste es, was es wolle. Man könnte natürlich behaupten, dass die DFL-Diktatoren am Ende recht behalten haben, denn dass der BVB erfolgreich ist, kann man nicht bestreiten. Doch die Tatsache, dass dieser Erfolg heute bestimmt NICHT so groß wäre, hätte man damals so gehandelt, wie die Situation es erfordert hatte, sähe das in der Gegenwart anders aus.

Bei mir persönlich hinterließ diese Affäre so einen bitteren Nachgeschmack, dass der BVB in meinen Augen nicht mehr tragbar war und heute noch ist. Kein anderer Verein (vielleicht 'mal abgesehen von Clubs, die in den Bundesligaskandal 1972 verwickelt waren) hat jemals so viel Betrug durchgezogen. Der Unterschied zum angesprochenen Skandal: damals hatte der "DFB" knallhart geurteilt!

 

3.) Die bösen Bayern

Die Punkte eins und drei sind ja im Gegensatz zu Punkt zwei nur Lappalien, aber wie das ebenso ist. Wenn man eine Abneigung gegen etwas oder jemanden hat, fallen bei einem auch andere Vorgehensweisen extrem negativ ins Gewicht.

Wir alle haben uns schon einmal geärgert, wenn der FC Bayern wieder einmal den besten Spieler des Vereins weggekauft hat. Das nicht nur, weil man das eigene Team verstärken wollte, sondern auch oder besonders, um die stärker werdende Konkurrenz zu schwächen.

In den 1980er-Jahren waren wir es, die mit Calle del Haye und vor allem Lothar Matthäus (seit damals der Ur-Judas) unter den kaufwütigen Bajuwaren leiden mussten. Auch andere Vereine mussten das über sich ergehen lassen und jeder einzelne schimpfte auf die Bayern.

Was aber die Dortmunder alles vom Stapel ließen, als der FC Bayern dem BVB für viel Geld immer mehr Profis wegkaufte, war flennen/jaulen/heulen auf ganz hohem Niveau. Allen voran der Retter des Clubs, Hans-Joachim Watzke, der nach jedem Verkauf keine Chance der Erwähnung ausließ, wie gemein die bösen Bayern doch sind, weil sie dem BVB immer die besten Spieler wegkaufen würden. Von Wettbewerbsverzerrung (sagen gerade die…siehe Punkt 2), falscher Versprechungen oder gar Betrug (noch einmal siehe Punkt 2) war die Rede.

Das schlimme bei der Sache…die Dortmunder machten/machen es genauso und natürlich ist es bei diesem Club vollkommen legitim. Alleine die Plünderungen bei der einzig wahren Borussia gehen auf keine Kuhhaut. Kein anderer Verein (auch nicht die Bayern) hat sich so an unserem Spielerkader bereichert, wie die Dortmunder. Schon der allererste, Heiko Herrlich, war eine absolute Unverschämtheit, wobei der Spieler bei mir nachhaltig negativ im Gedächtnis geblieben ist…ich erinnere nur an seinen absolut deplatzierten Spruch "Ich bleibe ein Borusse", bei der Siegesfeier zum Pokalsieg 1995, vor knapp 100.000 wahren Borussen am "Alten Markt".

Auf Anhieb fallen mir noch Dahoud, Reus und Hazard ein, aber es gibt eine Reihe anderer Spieler. Das jüngst nun auch Bensebaini zu den Schwarz-Gelben geht, passt da gut ins Bild.

Auf jeden Fall ist auch DAS ein gewichtiger Grund für meine übergroße Abneigung gegen den BVB und nein, diese wird sich nicht mehr ändern.

 

Real Madrid und Dortmund sind/werden auf Ewigkeiten in meinem Fußballkosmos das absolut Letzte sein, denn zu viel ist vorgefallen, als dass sich das noch einmal ändern könnte. Somit ist der BVB übrigens auch der einzige deutsche (okay, neben den Dosen), dem ich auch international nicht das schwarze unter den Fingernägeln gönne.

Und warum?

Sie haben es einfach nicht verdient…NIE!

 

Nachfolgend findet Ihr die Links zum zweiten Punkt, mit denen ich auch meine Recherche für die da zu lesenden Ausführungen gefunden habe.

 

 

https://www.kicker.de/warum-der-bvb-die-lizenz-bekam-305689/artikel

 

https://www.anstageslicht.de/themen/sport-und-fairness/pleite-borussia-dortmund/chronologie-von-der-meisterschaft-zur-pleite-und-wieder-heraus/

Ein ungewöhnlicher journalistischer Doppelpass - anstageslicht.de

 

Borussia Dortmund: eine wenig sportliche Affäre im Überblick - anstageslicht.de

 

Interview mit Thomas HENNECKE - anstageslicht.de

 

BVB-Lizenzvergabe: "Es darf keine Lex Dortmund geben" - DER SPIEGEL

 

Dynamo Dresden – Wikipedia