1990 war ein aufregendes Jahr, denn neben dem Besuch bei der "WM" in Italien stand auch mein Berufswechsel vom Dachdecker zum Fanbeauftragten von Borussia Mönchengladbach an.

Jedes Spiel mit der Fohlenelf war damals extrem aufregend, auch, weil ich tausende Ideen hatte, aber noch nicht genau wusste, wie ich diese umsetzen sollte.

Es gab die ersten Busfahrten ab Mönchengladbach, Vernetzungen wurden aufgebaut, die bis dahin noch nicht geklappt hatten und die Fans merkten, dass da etwas Tolles im Gang war.

Einer profitierte davon ganz besonders und das war unser Kult-Trommler Manolo, der ab dieser Saison regelmäßig zu den Auswärtsspielen mitgenommen wurde und diese Möglichkeit auch dankbar annahm.

Für das Spiel beim FC St. Pauli hatte ich kaum eine Möglichkeit genügend Tickets zu erhalten, sodass ich mich entschied mit dem Auto nach Hamburg zu fahren...an Bord: Manolo und ab Wuppertal Uwe D.

Der arme Trommler war gerade aus der Nachtschicht gekommen, als ich ihn auch schon ins Auto schleifte, aber da er es sich selber ausgesucht hatte mitzufahren, hielt sich mein Mitleid in Grenzen und bevor wir überhaupt in Bewegung kamen, schlief er auch schon auf dem Rücksitz ein...

Dieser Schlaf endete spätestens in Wuppertal, denn mit einem in Form befindlichen Uwe an Bord war es Manolo nicht nur nicht vergönnt, sich von der Arbeit auszuruhen, nein, er wurde auch direkt genötigt Alkohol zu sich zu nehmen...wobei sich unser kleiner Türke nicht unbedingt wehrte, das köstliche Nass zu sich zu nehmen.

So kam es, dass wir in Hamburg ankamen und meine beiden Mitstreiter schon sehr lustig waren und einem gelungenen St.-Pauli-Aufenthalt nichts mehr im Wege stand.

Weil wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, wie die Pauli-Fans auf uns reagieren würden, ließen wir Manolos Trommel noch im Auto und enterten die Vereinsgaststätte am "Millerntor".

Doch eventuelle Sorgen, man könnte vielleicht Ärger bekommen, wurden schon im Keim erstickt und ich beobachtete ein Phänomen, welches auch bei späteren Auswärtsspielen immer wieder für Erstaunen sorgte...es ging um die Popularität von Manolo.

Als wir zu dritt die Kult-Kneipe am Stadion betraten und einige St.-Pauli-Fans Manolo erkannten, war das Hallo sehr groß, lauter Jubel, die erste Runde Bier...eigentlich hatte Ethem, wie er ja bürgerlich hieß, nicht den hauch einer Chance irgendwie an diesem Tag vom Alkohol wegzukommen.

So musste ich wieder zurück zum Auto und die Trommel holen, denn die Hamburger wollten unbedingt mit unserem Klopper vom Dienst eine Vorspiel-Party feiern, was dann auch in einem Maße geschah, wie sie wohl auch Manolo niemals vergessen hat.

Am Ende war Ethem so abgefüllt, dass er später, während des Spiels nur mit allergrößter Mühe auf dem Zaun sitzen konnte und ich ihn immer wieder so stützen musste, dass er nicht abstürzte...Manolo war fertig...ABER:

Er hielt die kompletten 90 Minuten durch, trommelte, was das Zeug hielt und wir Borussenfans bekam nachher sogar Applaus von den St-Pauli-Fans für unseren Support.

Abends ging es dann noch in die Hamburger Kultkneipe "Pflaumenbaum", aber Manolo kam zu mir und bat mich ihn zum Auto zu bringen, denn er konnte einfach nicht mehr...dort schlief er dann den Schlaf der Gerechten und als wir dann später Richtung Wuppertal/Mönchengladbach fuhren, hatte ich zwei Alkoholleichen im Auto, von denen ich bis zum Zielort nichts mehr hörte.

Es war einer dieser Tage, die man einfach niemals vergessen kann und dass wir mit unserem Manolo einen Kult-Fan in unseren Reihen hatten, war spätestens an diesem Tag klar geworden...🥁

 

Manolo hat sogar seinen eigenen WIKI-Eintrag!